Raddampfer auf dem Grund des Bodensees entdeckt
Forscher vermuten, auf die 1933 versenkte Helvetia gestoßen zu sein
Forscher haben im Bodensee in über 200 Metern Tiefe ein großes Schiffswrack gefunden. Dabei könne es sich um den 1933 versenkten Raddampfer Helvetia handeln, teilte das Projekt „Tiefenschärfe“ – das derzeit den Bodensee neu vermisst – am Donnerstag mit.
Darauf deuteten Verzierungen am Bug des Wracks sowie der Fundort im „Tiefen Schweb“, dem tiefen Seeabschnitt in der Seemitte östlich des schweizerischen Romanshorn. Das Schiff sei im Jahr 1932 ausgemustert und nach Entfernen beispielsweise der Maschinenanlage und des Kessels am 27. Oktober 1933 versenkt worden – „eine in Zeiten niedriger Schrottpreise gängige Form der Müllentsorgung.“
Seit April 2013 wird der Bodensee im Rahmen des Projekts „Tiefenschärfe“ mit moderner Technik flächendeckend neu vermessen und kartiert. Ziel ist es, ein detailgenaues 3D-Modell des Seebeckens liefern. Die Datendichte ist dabei um das hundert- bis tausendfache höher als beim letzten Aufmaß im Jahr 1990.
Finanziert wird das Projekt von der Europäischen Union, geleitet vom Institut für Seenforschung (ISF) in Langenargen. Das rund sechzig Meter lange und zehn Meter breite Schiffswrack wurde beim Einsatz eines Fächerecholots entdeckt, das von einem Forschungsschiff aus den Tiefengrund des Sees flächendeckend erfasst.
(Schwäbische Zeitung v. 08.11.13)
Forscher entdecken Schiffswrack im Bodensee
Auf dem Grund des Bodensees haben Forscher vermutlich die Überreste der "Helvetica" entdeckt. Der elegante Salondampfer, der jahrelang Sommergäste über den See schipperte, wurde 1933 versenkt. Unterwasser-Aufnahmen des Wracks sind jetzt auch im Fernsehen zu sehen.
Anfangs waren es nur die fein gestrichelten Umrisse im Echolot, die sich auf den Bildschirmen der Forscher abzeichneten. Als die rispigen Ausmaße erkennbar waren schickte die Landesanstalt für Umwelt zusammen mit der Wasserschutzpolizei auch gleich einen Tauchroboter über das 60 Meter Lange und zehn Meter breite Gebilde in der Tiefe.
Dann war die Sensation perfekt: Auf dem Grund des Bodensees, östlich vor der Küste des schweizerischen Romanshorn, liegt in 200 Metern Tiefe vermutlich die „Helvetia“, ein Raddampfer, der 1933 wegen der damals niedrigen Schrottpreise einfach versenkt wurde – zu jener Zeit eine gängige Form der Entsorgung. Der elegante Salondampfer, auf dem jahrelang die Sommergäste zwischen Romanshorn, Friedrichshafen und Lindau über den Bodensee geschippert waren, bestach in seiner Prunkzeit durch Verzierungen am Bug und einen Stahlrumpf. Das Schiff war 1932 nach 45 Dienstjahren ausgemustert und schließlich nach der Entfernung des Kessels, der Maschinenanlage und der Aufbauten an der tiefsten Stelle des Sees versenkt worden.
Ein Fernsehteam des Südwestrundfunks um Christopher Paul war dabei, als die Wissenschaftler des Interreg-IV-Programms „Tiefenschärfe“ bei ihrer Routinevermessung des Bodensees das Schiffswrack entdeckten.
Der passionierte Freizeittaucher Paul nennt jeden einzelnen der neun Drehtage im Sommer dieses Jahres schlichtweg „aufregend“. Aus einer Fülle von Unterwasserfilmen, die nicht nur von dem Roboter sondern auch von verschiedenen Tauchern stammen, schnitt das Team einen spannenden, auch von der Kostenseite aufwändigen Film zusammen, der am Montagabend im SWR-Fernsehen zu sehen ist. „Die Unterwasseraufnahmen machen einen großen Reiz aus“, zeigt sich Paul im Gespräch mit dieser Zeitung noch immer fasziniert.
Dabei ist die „Helvetia“ nicht die einzige Entdeckung auf dem Seegrund. Auch das Wrack der „Jura“, eines Passagierdampfers aus dem 19. Jahrhundert, entging dem Flächensonar der See-Vermesser auf der „Kormoran“ nicht. Das Schiff liegt östlich von Kreuzlingen vor dem Schweizerischen Bottighofen. Am 12. Februar 1864 wurde es versenkt. Auf großer Fahrt, sozusagen, denn die „Stadt Zürich“ befand sich in jenen Minuten auf Kollisionskurs. Dabei kam der Nebelausgucker der bayerischen „Jura“ ums Leben, ein Maschinist und eine Serviererin konnten sich nicht mehr retten.
Die „Stadt Zürich“ erhielt damit den Namen „Teufelsschiff“, denn sie hatte zuvor schon die „Ludwig“ versenkt und kollidierte später im Lindauer Hafen mit der „Stadt Lindau“. Doch auch mit diesem Fund noch nicht genug. Das „Tiefenschärfe-Projekt förderte mit 3-D-Technik noch eine weitere Sensation zutage.
So entdeckten die Forscher ebenfalls im Obersee vor Langenargen weitere „rätselhafte Wrackreste“, wie Christopher Paul weiter erklärte. In der Tiefe sollen dort sehr alte Teile eines Schiffes liegen, das „zu nichts passt, was auf dem Bodensee verwendet wurde“. Wrackreste, deren Formen an nordische Schiffe erinnern, die auch deutlich stabiler seien als gängige Modelle, so Paul. „Leider steht noch die Baumringdatierung aus“, sagt er bedauernd, denn am liebsten hätte der studierte Archäologe heute schon mehr über das genaue Alter gewusst.
Der SWR zeigt den Film am Montag, 18.15 bis 18.45 Uhr
(Nils Köhler/Südkurier v. 07.11.13)
Anmerkung:
Im Bodensee sind weitere Wracks von ehemaligen Raddampfern und Motorschiffen
zu finden:
- Wrack des Raddampfers "Jura"
- nach Kollision am 12.02.1864 vor Bottighofen gesunken
- Schiffsschale des Raddampfers
"Baden ex Kaiser Wilhelm" - nach Abbruch im Jahr 1931 im Obersee
vor Hagnau versenkt
- Schiffsschale des Raddampfers
"Helvetia" - nach Abbruch am 27.10.1932 im "Tiefen Schweb vor
Romanshorn versenkt"
- Wrack des Raddampfers
"Säntis" - mit Aufbauten und Schornstein am 02.05.1933 im
Bereich der "Helvetia" versenkt
- Schiffsschale des MS Stadt
Radolfzell - nach Ausbau aller brauchbaren Teile 1935 im Obersee versenkt
- Wrack des Raddampfers
"Friedrichshafen" - nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg um 1946
vor Langenargen versenkt
Vereinzelt wird auch von einer Versenkung des Raddampfers "St. Gotthard" berichet. Dies müsste nach dessen Außerdienststellung in den Jahren 1943 oder 1944 vermutlich im Bereich von "Helvetia" und "Säntis" geschehen sein. Die meisten Quellen berichten allerdings, dass SD St. Gotthard vom 06.09. - 21.10.1943 komplett in der Romanshorner Werft zerlegt wurde.
(F. Scholz/Bodenseeschifffahrt.de)