Neuer Verein will die Möve retten

Das älteste Großschiff am Bodensee droht zu zerfallen. Dagegen wollen Konstanzer etwas unternehmen.

Seit dreieinhalb Jahren liegt sie an der Hafenstraße und es tut sich nicht viel: das älteste Relikt der Bodensee-Schifffahrt, die Möve. Auf die Suchanzeige nach einem Investor hat sich niemand gemeldet. Rettung naht nun mit einem neuen Verein, der sich derzeit in der Gründung befindet. Er will das Schiff vor dem Zerfall bewahren.

Dieses einstige Arbeits- und Rammschiff hat viel zu erzählen und das soll für die Nachwelt erhalten bleiben. Robert Hallmann, auch bekannt als Organisator der Bodenseewoche, und Michael Fendrich, Stadtrat und Wassersportler, haben sich das zum Ziel gesteckt. Sie sprechen für den neuen Verein, den sie mit weiteren Mitstreitern derzeit aus der Taufe heben. „Es muss eine Lösung gefunden werden, damit das Schiff nicht weiter leidet“, sagt Fendrich. „Das maritime Kulturgut muss erhalten werden“, ergänzt Robert Hallmann.

Andere Städte machten es vor, fügt der Segelprofi hinzu. Als Beispiel nennt er Flensburg, wo historische Schiffe ein Museum für die Allgemeinheit bildeten. Fendrich und Hallmann wollen mit dem Erhalt der Möve jedoch noch mehr erreichen: „Der Bodensee gehört in die Herzen der Bevölkerung.“ Hallmann wirbt für mehr Identität der Menschen in der Region mit dem See und mit der Schifffahrt.

Maßnahmen zum Erhalt der Möve seien dringend, betonen Hallmann und Fendrich. Als größtes Problem sehen die zwei Initiatoren den Regen. Er gelange in das undichte Schiff und schade dem Rumpf. Eine Lösung schien mit einer Zeltkonstruktion über dem Schiff gefunden.

Dafür wären Fundamente notwendig gewesen, in diesem Zusammenhang eine Baugenehmigung. Michael Fendrich beklagt hierbei fehlende Unterstützung durch das Bauamt. Wie könnte die Zukunft der Möve aussehen? „Der Phantasie sind Tür und Tor geöffnet“, sagt Michael Fendrich. Eine Bar, ein Museum, es gebe diverse Möglichkeiten. Darüber wolle sich der neue Verein Gedanken machen. Eindeutig sei, dass das Schiff „ein schwimmendes Symbol für die Stadt Konstanz“ sein solle, sagt Robert Hallmann.

Die Überlegungen der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) als Eigentümerin waren in die ähnliche Richtung gegangen. Ein langfristiges Pachtverhältnis, den Bodensee als auch künftigen Standort und die Einhaltung von Denkmalschutzauflagen standen mitunter als Bedingung in der Investorenausschreibung. Doch nach Schaltung der Anzeige „hat sich niemand gefunden“, sagt Pressesprecher Josef Siebler. Der neue Verein will ebenfalls einen eigenen Vorstoß bei der Investorensuche wagen. Falls auch er scheitert, werde an der Möve gearbeitet, wie es die Finanzen zuließen, erklären Hallmann und Fendrich. Eine umfassende Sanierung mit Nutzungskonzept könnte bis zu 1,5 Millionen Euro kosten, schätzen sie. Wie auch immer: „Es wird etwas passieren“, sagt Hallmann.

Kontakt zum Verein per E-Mail:  info@moeve-konstanz.de

Ein Schiff und seine Geschichte

Um was für ein Schiff handelt es sich bei der Möve? Es ist das älteste Last- und Güterschiff am Bodensee. Es diente ab 1877, noch unter der Flagge des Großherzogs, zum Transport von Waren. Anfangs hatte es noch einen Segelmasten. Nach der Umrüstung im Jahr 1920 wurde die Möve laut Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) als Arbeits- und Rammschiff eingesetzt. So sind mit ihm Pfähle und Pfahlbündel an Häfen und Landestellen in den Seegrund gerammt worden. 2005 wurde das Schiff durch die „Friedrichshafen“ ersetzt, 2009 ist die Möve aus dem Wasser auf die Hafenstraße gehoben worden.

Wie lauten die technischen Daten? Laut BSB ist die Möve 28,80 Meter lang, 5,50 Meter breit, an der Seite 2,14 Meter hoch. Tragfähigkeit: 125 Tonnen, Tiefgang leer: 0,62 Meter, Tiefgang beladen: 1,68 Meter. Konstruiert hat das Schiff das Schweizer Unternehmen Escher Wyss & Cie.

(Philipp Zieger/Südkurier v. 06.06.13)

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