Konrad Eberle, seit 15 Jahren Direktor der
Schifffahrtsgesellschaft, wird im Oktober vorzeitig in Pension gehen.
Die Medienmitteilung, dass Direktor Konrad Eberle vorzeitig in Pension gehen
will und der Verwaltungsrat der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft
Untersee und Rhein (URh) diesem Wunsch entsprochen hat und den bevorstehenden Rücktritt
zum Anlass nimmt, die Unternehmensstrukturen zu prüfen sowie sich überlegt, ob
das Unternehmen noch einen Direktor braucht, kommt einigermaßen überraschend.
Eberle ist erst 59 Jahre alt.
Die Aufgabe als Direktor der Schifffahrtsgesellschaft ist in den letzten Jahren
gewiss nicht einfacher geworden. Das Unternehmen, bei dem der Betriebserfolg oft
von den nicht vorausberechenbaren Wasserständen des Rheins abhängt, war fast
immer auf die finanzielle Unterstützung durch die Kantone Schaffhausen und
Thurgau angewiesen. In letzter Zeit blies politisch ein schärferer Gegenwind.
Speziell die SVP-Fraktion des Kantonsrates legte den Finger in diese offene
Wunde.
Am Telefon von den SN zu seinen Rücktrittsgründen befragt, erweckte Konrad
Eberle nicht den Eindruck, er sei von der Politik «zermürbt» worden. Es seien
persönliche Gründe, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten, sagte Eberle:
«Ich mache mir mit der Pensionierung quasi ein Geschenk zu meinem 60.
Geburtstag», meinte er lachend.
Er weist aber darauf hin, dass die schnellen Veränderungen bei seiner
Vorsorgestiftung Ascoop ihn zwingen, vorzeitig auf den 1. Oktober in Pension zu
gehen. Die Ascoop ist vor ein paar Jahren in die Schlagzeilen gekommen, weil sie
sich an der Börse verspekuliert und viel Geld verloren hatte. Bei der Ascoop
sind die Mitarbeiter von rund 180 Verkehrsunternehmen versichert, darunter auch
die URh. Die Gesellschaft wies eine Unterdeckung von 638 Millionen Franken auf
und musste saniert werden. Die Konditionen für eine vorzeitige Pensionierung
werden, so berechnete Konrad Eberle, nicht mehr so gut sein, als wenn er noch zu
den geltenden vertraglichen Bedingungen in Pension ginge. In einem Schreiben
bedauert er diesen Sachverhalt, «denn das Gedeihen der Schifffahrtsgesellschaft
URh lag mir direkt am Herzen und hat mich sehr erfüllt.»
Eberle blickt auf über 40 Jahre Arbeit im und für den öffentlichen Verkehr
zurück. Er hatte seine «Lehr-, Wander- und Berufsjahre bei den SBB. Intensiv
und freudvoll waren und sind die 15 Jahre bei der Schifffahrtsgesellschaft URh»,
stellt er fest. Eberle bleibt Präsident des Verbandes Schweizer
Schifffahrtsgesellschaften, der die 15 großen Gesellschaften
umfasst.
Schifffahrtsdirektor
Konrad Eberle ist Nachfolger von Bruno Meier aus Diessenhofen. Er übernahm am
1. Juni 1990 das Steuer der Weißen Flotte. Er betrieb eine aktive
Flottenpolitik mit der konsequenten Restaurierung der Schiffe, dem Verkauf der
alten MS Munot und der MS
Kreuzlingen, der Indienstnahme der neuen MS
Munot und der zweiten Jungfernfahrt der MS
Stein am Rhein. In seine Ära fällt die neue strategische Ausrichtung,
welche die Schifffahrt im Vergleich zu einem sehr wirtschaftlichen Unternehmen
machte.
(Schaffhausener
Nachrichten v. 10.03.05)