Stadt kauft Schweizer Schifffahrt
Stadtwerke planen Übernahme
der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft
Die
Stadtwerke Konstanz
planen, ihr Geschäftsfeld zur See auszuweiten: Für den Sommer plant das
Unternehmen die Übernahme der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft
in Romanshorn. Schon lange suchen die Schweizerischen Bundesbahnen nach einem Übernehmer.
Mit der SBS kommen künftig vier große Ausflugsschiffe, zwei Fähren und eine
Werft unter die Konstanzer Flagge.
Noch ist der Handel nicht perfekt. Doch der
Aufsichtsrat der
Stadtwerke Konstanz
GmbH hat dem Vernehmen nach der Übernahme der Aktienmehrheit der SBS bereits
zugestimmt. Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft mit Sitz in
Romanshorn ist eine Tochtergesellschaft der Schweizerischen Bundesbahnen. Das
1855 gegründete Unternehmen ist eine der ältesten Schifffahrtsgesellschaften
am Bodensee.
Derzeit verfügt die SBS über die
Ausflugsdampfer "St. Gallen",
"Zürich", "Thurgau"
und "Säntis". Zudem
betreibt die Gesellschaft die Fährlinie Romanshorn-Friedrichshafen, die den Fährbetrieb
mit den Schiffen "Romanshorn"
und "Euregia" unterhält.
Die "Euregia" gehört bereits zur Hälfte den
Bodensee-Schiffsbetrieben, die seit 2003 eine Tochtergesellschaft der
Stadtwerke Konstanz
sind. Damals zahlten die Stadtwerke 12,8 Millionen Euro. Der Kaufpreis für die
SBS könnte bei etwa vier Millionen Euro liegen. Neben dem Kurs-, Fähr- und
Ausflugsverkehr betreiben die SBS in Romanshorn auch eine größere Werft, auf
der die eigenen Schiffe überholt werden. Vor allem die Werft macht die SBS zur
attraktiven Übernahmekandidatin für die Konstanzer: Damit würden die
Konstanzer Fährschiffe und die Kursschiffe der BSB von der Kressbronner Werft
unabhängiger werden und könnten Reparaturen und Überholungsarbeiten in der
eigenen Werft ausführen lassen. Vom geplanten Übergang der Gesellschaft an die
Konstanzer Stadtwerke sind 50 Schweizer Mitarbeiter betroffen. Die SBS soll
jedoch als Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht selbständig weiter bestehen.
Von Personalabbau ist derzeit nicht die Rede, doch scheinen Pensionslösungen
eine Rolle zu spielen. Die
Stadtwerke Konstanz
bestätigten gestern auf SÜDKURIER-Nachfrage, die Verhandlungen seien weit
gediehen und man hoffe, das Rechtsgeschäft bis Mitte des Jahres abgeschlossen
zu haben.
Noch müssen der Konstanzer Gemeinderat und
das Regierungspräsidium in Freiburg der geplanten Übernahme eines weiteren
Schifffahrtsunternehmens durch die
Stadtwerke Konstanz
zustimmen. Während die Zustimmung des Gemeinderats als sicher angenommen
werden darf, könnte das Regierungspräsidium wie schon beim Kauf der
Bodensee-Schiffsbetriebe von der Deutschen Bahn AG Bedenken geltend machen:
Schwierigkeiten bereitete damals das so genannte "Territorialprinzip",
das wirtschaftliche Tätigkeiten der Gemeinde auf ihr Gemeindegebiet beschränkt.
Die seeumspannende Schifffahrt aber kollidiert mit dieser Vorschrift.
Möglichen Einwänden scheinen die Stadtwerke
vorgebaut zu haben: An der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft
sollen offenbar auch mehrere Schweizer Bodenseegemeinden beteiligt werden, so
dass nicht nur Konstanz vom Geschäft mit Ausflugsdampfern und Fähren
profitieren wird. Während der BSB-Kaufverhandlungen hatten sich auch die örtlichen
Abgeordneten Andreas Hoffmann und Hans-Peter Repnik, beide CDU, bei der
Landesregierung dafür eingesetzt, das "Territorialprinzip" zugunsten
des Fremdenverkehrs und des Erhalts von Arbeitsplätzen weitmöglichst
auszulegen.
(Südkurier
v. 07.04.05)