Touristen und Pendler sind verärgert: In den letzten Wochen mussten viele von ihnen eine knappe Stunde in Wallhausen warten, weil ihnen das Schiff nach Überlingen vor der Nase weggefahren ist. Die Stadtwerke und der Schifffahrtsbetrieb von Ewald Giess schieben sich die Schuld für die verpassten Anschlüsse gegenseitig zu.
Der Ärger war groß unter den Ausflüglern, die in dieser Woche die "Seestern" noch ablegen sahen, als sie beim Hafen von Wallhausen aus dem Stadtbus der Linie4 ausgestiegen waren. Über Jahre hatten der Schifffahrtsbetrieb von Ewald Giess und die Stadtwerke mit dem glatten Übergang zwischen Bus und Schiff geworben und eine schnelle und komfortable Verbindung nach Überlingen angepriesen. Dabei wartete das Schiff häufig noch, wenn das Personal den Bus verspätet ankommen sah. Damit ist Schluss, wie Ewald Giess auf Nachfrage bestätigt: "Der Vierer ist fast nie mehr pünktlich, und wenn ich nicht rechtzeitig wegfahre, kommt mein Fahrplan durcheinander."
Auf der "Seestern" heißt es auf einem Plakat zwar nur, dass der Kurs um 17.10 Uhr nicht mehr auf den Bus warte, doch das Personal bestätigt, dass die wenig kundenfreundliche Lösung inzwischen fast den ganzen Tag praktiziert wird. Lediglich morgens, wenn etliche Fahrgäste vor allem aus Dingelsdorf zum Arbeiten oder Einkaufen nach Überlingen fahren, klappt es mit dem Umsteigen. Ansonsten heißt es bis zu 59 Minuten zu warten, bis die "Seestern" erneut ablegt.
Während Gieß die Verantwortung allein bei den Stadtwerken sieht, bestreitet dies der Herr über den Roten Arnold, Konrad Romer. Der Leiter des Busbetriebs bei den Stadtwerken räumt auf Anfrage zwar Pünktlichkeitsprobleme auf der Linie4 ein. So sorge Stau in der Bodanstraße häufig dafür, dass die Busse erst gar nicht rechtzeitig am Bahnhof loskommen. Auch die Baustellen in und um Litzelstetten hätten das Problem verschärft: "Keine Frage, es gibt immer wieder Probleme, und wenn dann auch noch eine Gruppe von Mainau-Touristen einsteigt, bei der jeder bar zahlt, kommt eine enorme Verspätung zusammen." Doch auch die Schifffahrt könne etwas zur "durchgehenden Transportkette beitragen", mahnt Romer. Giess weist diese sanfte Aufforderung wiederum von sich. Dass das Schiff nach Fahrplan zum Be- und Entladen in Überlingen nur zehn, in Wallhausen aber 20 Minuten hat, lasse sich derzeit nicht ändern, sagt er.
Entspannung könnte Giess und Romer zufolge die Wintersaison bringen. Dann ist das Schiff wieder vor allem für die Einheimischen da - darum zahlt die Stadt Konstanz auch einen Zuschuss. Ob dort eine attraktive Umsteigelösung festgeschrieben ist, blieb zunächst offen. Allerdings droht neue Unzufriedenheit, weil der Bus der Linie4 ab Winter einige Minuten früher fahren soll und Giess seinen Fahrplan grundlegend ändern müsste. Bisher ist offenbar daran gedacht, dass die Umsteigezeit in Wallhausen 20 Minuten betragen soll. Die rund 15 Minuten bis zur Abfahrt könnten die Passagiere dann aber bei ihm im Schiff und damit im Trockenen sitzen, sagt Giess weiter.
Für den Moment verweisen Romer und Giess ihre Kunden vor allem auf die Stadtbuslinie 13, die aus der Innenstadt über Dettingen nach Wallhausen fährt. Dort gebe es deutlich weniger Verspätungen, so dass die Fahrgäste das Schiff in den meisten Fällen noch erreichen können. Allerdings müssen sie dafür zu Fuß von der Haltstelle Linzgaublick über die steile Von-Tettingen-Straße zum Hafen gehen.
(Jörg-Peter Rau/Südkurier v. 29.08.08)