Flottensternfahrt steht metereologisch unter keinem guten Stern

Zum 35 . Mal haben sich die Schiffe der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen (VSU) zur Flottensternfahrt getroffen . So schlecht wie in diesem Jahr allerdings sei das Wetter noch nie gewesen - sagen "Wiederholungstäter" der Sternfahrt . Bei strömenden Regen fanden sich neun Schiffe mit insgesamt 2000 Passagieren zum Gruß auf dem See ein .

Lindau ist dieses Mal der Zielhafen . Aus dem Grau der tief über dem See hängenden Wolken tauchen nacheinander die Schiffe auf . Ein Stimmungsbild der besonderen Art . Trotz des trüben Wetters ist die Laune aller Teilnehmer ausgesprochen gut . Ins Wasser fallen kann eine Flottensternfahrt im Prinzip ja sowieso nicht, und wieso dann nicht gleich fröhliche Mine zu Wind und Regen machen?

In Lindau werden Schiffe und Passagiere vom Lindauer Fanfarenzug, von ohrenbetäubenden Böllerschüssen des Schützenvereins Lindau und einer Regenschirmfraktion begrüßt . Zum allerersten Mal schippert auch die frisch getaufte MS Alpenstadt Bludenz durch die Lindauer Hafeneinfahrt und passiert Leuchtturm und Löwe . Sie ist das jüngste "Baby" der in "Vorarlberg Lines" umbenannten Bregenzer Bodenseeschifffahrt . Neun Musikkapellen aus Vorarlberg spielen als Gesamt-Gastkapelle im Hafen auf . Kuno Werner und Jörg Handreke, die beiden kaufmännischen und technischen Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe, heißen die Gäste willkommen . Von Werner erfährt der geneigte Zuhörer Wissenswertes über den Lindauer Hafen . Dass 1838 das erste eiserne Dampfschiff, die "Ludwig", und 1879 der erste Salondampfer, die "Wittelsbach", in Lindau in Dienst gestellt wurden . 1929 erhielt Lindau das über Jahrzehnte größte Fahrgastschiff, die "Allgäu", die bis zu 1500 Passagiere befördern konnte . Ein geschichtsträchtiges Detail aus Werners Referat: In der Nacht vom 25 . auf den 26 . April 1945 wurden von Lindau aus elf deutsche und österreichische Schiffe ins Schweizer Exil gebracht und somit vor der durch die Nazis angeordneten Versenkung gerettet . Die Zusammenarbeit am See habe auch damals schon funktioniert, so Werner . Seit Ende des 19 . Jahrhunderts arbeiten die drei Anrainerstaaten bereits in der VSU zusammen, bieten einen gemeinsamen Tarif und Fahrplan an .

Nach dem Aufenthalt in Lindau stechen die Schiffe wieder in See, um den traditionellen Gruß zum Saisonstart auf hoher See zu begehen: Die österreichischen, schweizerischen und deutschen Schiffe formieren sich zu einem Stern . Passagiere und Besatzungen jubeln sich gegenseitig zu, wünschen sich eine gute und unfallfreie Saison .

In diesem Jahr gab es zwei Sterne, einen mit den großen Motorschiffen und einen mit den kleineren . Auf jedem Schiff spielen ein bis zwei Musikkapellen "Die Fischerin vom Bodensee" . In jedem Jahr wird aus dem Stück ein unfreiwilliger Kanon, weil jede Kapelle einen anderen Einsatz und ihr eigenes Tempo hat . So auch in diesem Jahr: "Das war die letzten 34 Male so, das ist natürlich auch beim 35 . Mal so", erklärt Marketingleiter der BSB, Manfred Weixler lachend .

(Susi Donner/Schwäbische Zeitung v. 02.05.06)

 

Neun Schiffe aus drei Ländern bilden zwei Sterne auf hoher See

Eine Rekordzahl von neun Motorschiffen der weissen Flotten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahm an der Flottensternfahrt nach Lindau teil .

Festlich über die Toppen geflaggt legte die «Schaffhausen» am Samstagmorgen mit Kapitän Renato Svensson und seiner Crew in Stein am Rhein ab, durchpflügte bei sich zusehends verschlechterndem Wetter den Untersee, gelangte bei Konstanz in die fast unendliche Weite des Schwäbischen Meeres und peilte das weit entfernte Lindau an . Der guten Stimmung an Bord konnte ein offensichtlich schlecht gelaunter Petrus nichts anhaben . Die zwei Dutzend Musikanten der Veteranenmusik Schaffhausen liefen unter ihrem Dirigenten Johannes Bächi zu Höchstform auf und glänzten sogar mit einem seemännischen Potpourri .

Der Chef lag krank im Bett

Ein wichtiger Mann hütete derweil zu Hause hustend das Bett: Walter Herrmann, der neue Direktor, hätte gerne an seiner ersten Flottensternfahrt teilgenommen, aber es sollte nicht sein . Da sprang denn zur Begrüßung der Fahrgäste Verwaltungsratspräsident Hans-Peter Lenherr ein, der unter anderen den Gailinger Bürgermeister Heinz Brennenstuhl und den Feuerthaler Gemeindepräsidenten Werner Künzle, den einzigen Verwaltungsrat aus dem Kanton Zürich, erwähnte . Und für die reibungslosen administrativen Abläufe war in der Folge Thomas Rist, Direktionsassistent bei den VBSH, zuständig .
Je länger eine Seefahrt dauert, desto größer wird bekanntlich der Hunger . Die sehr aufmerksame Küchenbrigade unter Chefsteward Matias Bolliger verwöhnte die Passagiere mit Fischterrine, Spargelcremesuppe, Kalbsbraten und Erdbeertiramisù . Inzwischen tauchten hinter den beschlagenen Fensterscheiben an Backbord und Steuerbord wie Schemen weiße Riesen auf und formten sich zu einem eindrücklichen Konvoi in Richtung Lindau . Dort hatte der Regenmacher sämtliche Schleusen geöffnet, aber die Böllerschüsse, welche die Einfahrt jedes Schiffes in den Hafen signalisierten, funktionierten zum Schrecken aller vierbeinigen Passagiere einwandfrei .
Im strömenden Regen boten sämtliche Musikkapellen ein Hafenkonzert, und die Kurzansprachen zum Lobe der ehemals freien bayerischen Reichsstadt Lindau wurden mit Beifall aufgenommen . Nach einem Kurzbesuch der Inselstadt liefen die Dreistöcker «Graf Zeppelin» und «Stuttgart» der deutschen BSB, die «Austria» und die «Vorarlberg» der ÖBB und die «St . Gallen» der (noch) schweizerischen Bodenseeflotte zur Sternbildung aus .
Bug an Bug formierten sie sich zu einem fünfzackigen Stern . Nicht weit entfernt trafen sich die «Kleinen» (die immerhin den unschätzbaren Vorteil haben, viele Brücken passieren zu können) zum vierzackigen Stern, der von der «Grossherzog Ludwig» der BSB, der «Alpenstadt Bludenz» der ÖBB, der schweizerischen «Rhynegg» und der «Schaffhausen» der URh gebildet wurde . Auf die Übergabe von Champagnerflaschen von Bug zu Bug wurde diesmal verzichtet, und bei der gemeinsamen Intonierung der «Fischerin vom Bodensee» durch die Bordkapellen wurden die Passagiere ein letztes Mal nass . Unter dem Geheul sämtlicher Schiffssirenen lösten sich die Formationen wieder auf und strebten ihren Heimathäfen entgegen . Wobei, o Wunder, auf dem idyllischen Untersee die Schwalben plötzlich höher flogen und die goldene Abendsonne den Abschluss der Fahrt krönte .

(Schaffhauser Nachrichten v. 01.05.06)

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