Als die „Bodmaner“ noch regelmäßig nach
Konstanz kamen
Bis 1965 gab es noch eine durchgehende Schiffsverbindung von
Bodman nach Konstanz
Ab 1955 führte während der Hauptsaison immer freitags
ein Bootskurs von Bodman nach Konstanz, der von den Liebhabern des "sanften Tourismus" am westlichen Überlingersee gerne angenommen wurde.
Die größte Stadt am See war mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten nicht nur ein lohnenswertes Ausflugsziel, sondern auch ein attraktives
Einkaufszentrum Der Bodmaner Kurs machte nicht im Hafen, sondern an der linken Seite des Pegelsteges, dem Anleger für private Schiffe fest.
Dieser Kurs wurde mit Ausnahme der Marienschlucht ab Bodman über alle Stationen bis nach Überlingen und von dort direkt nach Konstanz
geführt. Bis 1960 war es meistens die kleine, aus dem Jahre 1913 von der Ankerwerft in Berlin-Rummelsburg für die 1895 gegründete
Gesellschaft erbaute "Bodman". Bei einem Vergleich mit den "Riesenschiffen" der "Weißen Flotte" wirkte die "Bodman"
unscheinbar, trotzdem war die Ankunft des kleinen Schiffes für die Konstanzer Buben eine kleine Sensation. Denn im Gegensatz zu dem
gewohnten Anblick der "Stadtboote" wie der "Gustav Prym", der "Deutschland"
oder der "Bodan", galt die grün-weiß gestrichene "Bodman" in dieser Kategorie als "Exot". "Jetzt kummt das Bodman-Fährle",
riefen die "Konstanzer Frichtle", wenn das originell wirkende Boot langsam auf den Hafen zuhielt. Ebenso wie die älteren Stadtboote,
repräsentierte die "Bodman" den Typ einer klassischen Hafenbarkasse. In den 1930er Jahren war im Bereich des offenen Mittelschiffs ein
geschlossener Fahrgastraum mit vier großen, anachronistisch wirkenden Fenstern entstanden, was dem Boot den Eindruck eines kleinen
"Gernegroß" verlieh. An diesen Fahrgastraum schloß sich am Heck ein kleines Freideck mit einer hufeisenförmigen Sitzbank an. Wenn sich die
"Bodman" auf die "große Reise" nach Konstanz aufmachte, wurden die Linienkurse im westlichen Überlingersee von der etwas kleineren
"Frauenberg" übernommen. Ende Juli des Jahres 1960, waren die Tage großer "Seereisen" für die "Bodman" gezählt. Am damaligen Platz
11 im früheren Güterhafen hatte der Abbruch des Dampfers "Lindau" begonnen. Der Backbord-Radkasten
samt dem Schaufelrad waren schon demontiert und so hing der 1958 stillgelegte Dampfer mit erheblicher Steuerbord-Schlagseite an den Dalben.
Direkt hinter dem Heck der sterbenden "Lindau" waren zwei große Kranwagen aufgefahren, die ein kleineres Schiff in das Hafenbecken
hievten. Am Bug stand der fremd klingende Namen "Leverkusen". Bald wurde bekannt, dass die Motorboot-Gesellschaft Bodman zur
Flottenerweiterung vom Rhein ein 200-Personen-Schiff erworben hatte. Mit der "Bodman" war eine zusätzliche Besatzung
eingetroffen, um die "Leverkusen" in ihre neue Heimat zu überführen. Innerhalb von zwei Wochen erhielt das Schiff einen neuen Anstrich und
hieß von nun an "Kaiserpfalz". Dieser Namen erinnerte an die traditionsreiche Geschichte des Ortes Bodman, denn aus der
einstigen Kaiserpfalz Karls des Großen mit dem Namen Podama, kristallisierte sich im Laufe der Jahrhunderte der Namen Bodensee heraus. Schon
in der zweiten Augusthälfte, wurde nun die frischgebackene "Kaiserpfalz" auf dem Bodmaner Kurs nach Konstanz eingesetzt. Mit der
"Kaiserpfalz" umfasste der Bodmaner Flottenbestand nun drei Schiffe. Die Gesellschaft war nun in der Lage, mit diesem größeren Schiff auch
ausgedehnte Ausflugsfahrten in ihr Programm aufzunehmen. Bald tauchte die "Kaiserpfalz" an bestimmten Tagen auf der Insel Mainau und sogar
in Lindau und in Bregenz auf. Während einer solchen Fahrt brach am 1. August 1962 ein Brand im Maschinenraum aus. Der Schiffsführer
reagierte geistesgegenwärtig und konnte die "Kaiserpfalz" bei Nonnenhorn auf Grund setzen. Die Passagiere sprangen in das hüfttiefe Wasser,
bis auf zwei Leichtverletzte kamen alle 70 Personen glimpflich davon. Mit Hilfe der Wasserschutzpolizei gelang es, das Feuer unter Kontrolle
zu bringen und die "Kaiserpfalz" in den Werfthafen nach Kressbronn einzuschleppen. Im Rahmen der Reparaturarbeiten wurde das Schiff in einem
moderneren Stil vollständig neu aufgebaut. Anstelle des großen, geschlossenen Fahrgastraumes erhielt die "Kaiserpfalz" zwei Salons mit
großen Aussichtsfenstern und ein offenes Achterdeck. Nach diesen Reparatur- und Umbauarbeiten war das ehemalige Rundfahrtenboot "Leverkusen"
nicht mehr wieder zu erkennen. Im Jahre 1964 wurde von der Gesellschaft das von der Deutschen Bundesbahn in Lindau nicht mehr benötigte
"Omnisbusboot" "Forelle" erworben. Die "Forelle" wurde sofort im Linienverkehr nach Überlingen
eingesetzt und die "Frauenberg" zum Verkauf ausgeschrieben. Auf der "Forelle" wurde zwar ein kleines Achterdeck aufgebaut, aber für
die Mehrzahl der Passagiere wurde der gläserne, nicht klimatisierte Fahrgastraum bei längerem Aufenthalt in der sommerlichen Hitze zur
Tortur. Ein altgedienter Schiffsführer der Gesellschaft berichtete, dass er während der 15-minütigen Liegezeit in Überlingen beinahe einem
Hitzschlag zum Opfer gefallen wäre! Im Jahre 1981/82 wurde die "Forelle" in ein ansprechendes Fahrgastschiff umgetauft und verkehrte von nun
an unter dem Namen "Ludwigshafen". Die sanierungsbedürftige "Kaiserpfalz" wechselte 1971 den Besitzer und wurde an das Land
Baden-Württemberg verkauft. Nach einem tiefgreifenden Umbau dient die ehemalige "Kaiserpfalz" unter dem Namen "Robert Lauterborn"
seither dem limnologischen Institut der Universität Konstanz als Laborschiff. Das alte "Bodman-Fährle" wurde 1980 durch ein größeres Schiff
abgelöst. Die zweite "Bodman" war 1958 von der Regensburger Filiale der bekannten Rheinwerft
Christoph Ruthof für die Kelheimer Donauschifffahrt erbaut worden und kam 1978 auf den Bodensee. Bevor das Schiff 1980 in Betrieb genommen
werden konnte, waren auf der Bodanwerft diverse Abänderungen und der Anbau von Schlingerkielen erforderlich, um das herkömmliche Flussschiff
den Seeverhältnissen anzugleichen. Die "Bodman" war bis 2010 im Linienverkehr eingesetzt und verkehrt nach einer aufwändigen Sanierung seit
2013 unter Schweizer Flagge als MS "Raiffeisen" ab Güttingen am Thurgauer Seeufer. Der Inn wurde zur neuen Heimat für die
ehemalige "Forelle" und spätere "Ludwigshafen", wo das Schiff in "Christine"umbenannt wurde. Auch die alte "Bodman" wurde
nicht zum Alteisen geworfen, sondern von einem privaten Eigner auf dem Neckar erworben.
Zu einem Höhepunkt für die traditionsreiche
Motorboot-Gesellschaft wurde die Indienststellung des neuen und bisher größten Fahrgastschiffes
"Großherzog Ludwig". Von 2005 bis 2009 wurde die "Grolu", wie das komfortable Schiff in Insiderkreisen bezeichnet wird, von den
Bodensee-Schiffsbetrieben für Kurs- und Sonderfahrten ab Lindau gechartert. Nach der Ausmusterung der "Bodman" kehrte die "Grolu" im Früjahr
2010 wieder in die angestammte Heimat zurück. Unter seinem neuen Pächter Clemens Mauch wird seit 2011 neben dem Kursverkehr ein
reichhaltiges Programm an Ausflugs- und Eventfahrten angeboten. Die "Großherzog Ludwig" hat sich innerhalb kürzester Zerit wieder zu einer
beliebten und attraktiven Institution auf dem westlichen Teil des Überlingersees etabliert