An Bord des Dampfschiffes "Schaffhausen"
Es war ein
Sonntag im August 1959. Geregnet hat es nicht, aber es war warm und sehr stark bewölkt. Als gegen 14.30 Uhr die
"Stadt Bregenz" ankam, machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach Kreuzlingen, wo
abfahrbereit die "Schaffhausen" lag, die wie üblich den um 15.05 h abgehende Rückkurs
befuhr. Immer wenn die "Stadt Bregenz" auf dem Kurs 117 beim Frauenpfahl wendete, kam aus Kreuzlingen die "Schaffhausen". In den Jahren 1963
und 1964 tauschten die beiden Dampfer, deren Ende abzusehen war, lautstarke Grüße aus. Das war 1959 noch nicht der Fall. Das Oberlicht auf
dem Hauptdeck der "Schaffhausen" war aufgeklappt und die Küche war mitsamt den Toiletten in den Radkastenräumen nur über kleine
Treppenstufen zugänglich. Die Schiffskasse in der hinteren Hälfte des Backbord-Radkastens hatte sogar den Luxus eines kleinen Schutzdaches.
Albert unterhielt sich mit dem Heizer, Walter Buchschacher, von seinen Kollegen "Watts" genannt und äußerte die Hoffnung, dass diese Schiff
doch wohl noch lange fahren würde. Der "Watts" grinste und meinte achselzuckend: "Mer weiß öppe nüt, was denne do obe no alles ifalle cha!".
Die Maschine war schön anzusehen nund ich erinnere mich noch, dass sich die Feuerstellen des Kessels entgegengesetzt der Maschine, in
Richtung der Kajüte II. Klasse befand. Maschinist und Heizer/Kesselwart hatten nur einen indirekten Kontakt, aber da es nur ein Kessel war,
konnte die Maschine von beiden Seiten gut erreicht werden. Erst viel später erfuhr ich, dass die Maschine der "Schaffhausen" in
Miniaturausgabe exakt den Genferseeschiffen "Valais" und "Savoie" entsprach. Wir lösten eine einfache Fahrkarte bis nach Gottlieben und dann
von Gottlieben nach Konstanz. Was der ganze Spaß kostete, weiß ich allerdings nicht ´mehr. Die "Schaffhausen" verließ gerade den Hafen von
Kreuzlingen, als die "Stadt Bregenz" das Wendemanöver vollzogen hatte und in einem Abstand von vielleicht 500 Metern seeaufwärts dampfte.
Als die "Schaffhausen" in den Hafen einbog, dampfte auf Platz 6 die "Zähringen". Am Bug stand ein
älterer Mann, der auf einem Akkordeon spielte und ich fing, übermannt durch die rührselige Melodie an zu heulen. Ein spannender Augenblick
war das Absenken des Kamins vor der Rhenbrücke, das von einem langgezogenen Pfiff eingeleitet wurde. Die Dampfpfeife befand sich auf
Augenhöhe direkt neben dem Kamin. Die schön ausgetäfelte Kajüte II.Klasse war vollbelegt mit trink- und sangesfreudigen Eidgenossen. Still
war es hingegen in der Kajüte I.Klasse im Heckteil, die mit einem roten Spannteppich und Parkettboden ausgelegt war. An die Stilrichtung
erinnere ich mich allerdings nicht mehr. Im Gastgarten der "Krone" in Gottlieben tranken wir eine bitter schmeckende Limonade mit dem namen
"Canada Dry", ähnlich dem heutigen "Schweppes". Direkt gegenüber lagen das Wollmatinger Ried und aus der Luftlinie betrachtet, wären es nur
knapp drei Kilometer bis nach Hause gewesen. Man sah die Christuskirche auf dem Längerbohl, den Fürstenbuckel und unsere Suso-Kirche. Nach
einem Aufenthalt von etwa einer Stunde, kam dann der "Arenenberg" (I), mit dem wir nach
Konstanz heimfuhren
(Karl F. Fritz - Bericht über einen Ausflug mit seinem Bruder Albert)
zurück